Fake News als Breaking News – Ein medienpädagogisches Experiment

Ismael Mokeddem (links); Maceo Hoppenrath (rechts)

Liebe Leserinnen und Leser der BlackOut!

Zwei Sätze können womöglich die Welt bewegen, auf jeden Fall die Gemüter unserer Schulgemeinschaft am DBG. Zunächst möchten wir unserem Abonnenten dmon.chrxs gratulieren, der heute bereits gegen 14:30 Uhr seinen kritischen Geist unter Beweis gestellt hat. Mit seinem Kommentar „Safe fake kappa“ entlarvte er unsere Breaking News von 11:20 Uhr souverän als das, was sie sind: FAKE NEWS!

Viele weitere Reaktionen beobachteten wir heute auf den Fluren, in den Klassenräumen und in diversen Chatgruppen. Eine Latein-Klausur konnte erst mit Verzögerung begonnen werden, manche fragten uns staunend, ob die Geschichte „echt wahr“ sei, eine unserer Lehrerinnen forderte sogar die Rücknahme dieser Nachricht, quasi die Zensur!

Ausdrücklich möchten wir Euch und Sie alle beruhigen: Niemand hat versehentlich Nacktbilder an unseren Schulleiter geschickt! Vielmehr seid Ihr und sind Sie TeilnehmerInnen eines medienpädagogischen Projekts des Deutschunterrichts der Klasse 8b geworden. Im Rahmen der Unterrichtsreihe zu „Zeitungen und Journalismus“ hat sich die Klasse intensiv mit den Gefahren und Strategien von Fake News auseinandergesetzt und vier Kriterien erarbeitet, welche Lügengeschichten zu „wirksamen“ Fake News werden lassen: Aktualität, Emotionen, Realismus sowie ein Prise Daten, Fakten oder konkrete Namen. Im Anschluss daran haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe bekommen, die Kriterien anzuwenden und eigene Fake News zu erfinden, was ihnen angesichts der Reaktionen vortrefflich gelungen zu sein scheint. Unser Chefredakteur Maceo und unser Social-Media-Beauftragter Ismael haben diese live aus dem Unterricht gepostet (siehe Foto).

Ausdrücklich möchten wir uns an dieser Stelle für das prinzipielle Vertrauen bedanken, das uns entgegengebracht wird. Ohne dieses Vertrauen hätte uns keiner Glauben geschenkt und das Experiment wäre sang- und klanglos untergegangen. Wir hoffen, dass das Posting samt Auflösung als Beweis unserer Bemühungen um guten Journalismus verstanden wird. Wir möchten nicht nur informieren und unterhalten, sondern auch gemeinsam mit Euch erfahren, wie die Medienwelt funktioniert. Besonders bedanken möchten wir uns darüber hinaus bei denjenigen, die uns von vorneherein nicht zugetraut haben, ein Missgeschick wie das der erfundenen Achtklässlerin auszuschlachten.

Vor zwei Jahren erschütterte der Skandal um den deutschen Journalisten Claas-Hendrik Relotius die Presse weltweit. Dieser hatte im renommierten Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ jahrelang erfundene Geschichten und manipulierte Reportagen veröffentlicht. Die Fake News der BlackOut sollen uns dafür sensibilisieren, dass sich auch in seriösen Berichterstattungen falsche und erfundene Geschichten einschleichen können. Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf die Likes und Kommentare in den Social Media zu richten. Heute haben z.B. 18 Schülerinnen und Schüler aus derselben achten Klasse die Breaking News innerhalb kürzester Zeit trotz des Handyverbots geliked: Das war die Belohnung nach dem Deutschunterricht und hätte ein erster Hinweis sein können.

Die 8b wird in der nächsten Stunde analysieren, ob sich ihr theoretisches Wissen über Fake News im Praxistest bewahrheitet hat. Sind diese deshalb so gefährlich, weil sie viel mehr Aufmerksamkeit erregen als wahre Nachrichten? So viel sei unsererseits verraten:  Stand 17:54 Uhr hat der Instagram-Account der BlackOut heute 21 Abonnenten dazugewonnen. So viele wie nie zuvor an einem Tag.

Eure BlackOut-Redaktion


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