Interview mit Dr. Gereon Schiffer, Chefarzt am Vinzenz Pallotti Hospital Bensberg und Vater dreier DBG’lerinnen, zur aktuellen Impfsituation in Bergisch Gladbach

Herr Schiffer, wie weit sind wir in Bergisch Gladbach mit den Impfungen? 

In Bergisch Gladbach ist schon ein Impfzentrum in der Rheinberg Galerie eingerichtet worden. Da, wo früher Saturn war. Die MitarbeiterInnen sind auch soweit einsatzbereit, aber sie brauchen noch den Impfstoff. Nach dem, was ich gehört habe, soll es da in der nächsten oder  übernächsten Woche losgehen. Dann werden dort die ersten Personen geimpft, zunächst ältere Menschen. 

Wie lautet Ihre persönliche Meinung zu den Impfungen? 

Also ich finde es toll, dass wir das erste Mal in der Geschichte der Menschheit die Möglichkeit haben zu impfen, noch während so eine Pandemie die Leute umbringt. Das war früher nie so, da sind erst einmal sehr viele Menschen gestorben, bis man einen Impfstoff entwickeln konnte. Jetzt schafft man das schon während der Pandemie und das ist eine tolle Sache! 

Inwiefern sind Sie an dem Prozess des Impfens beteiligt? Wo und wie häufig impfen Sie? 

Bei uns im Krankenhaus wird ein bisschen früher geimpft. Wir haben vor zwei Wochen schon mal fast 100 Leute bei uns impfen können. Dann ist wieder der Impfstoff ausgegangen, morgen sollen wir aber wieder mit dem Impfen anfangen können. Einige KollegInnen habe ich auch selbst geimpft und wir werden dann in ein, zwei Tagen versuchen, 300 weitere MitarbeiterInnen zu impfen. Danach heißt es wieder warten, bis die nächste Lieferung ankommt. 

Haben Sie Angst, sich anzustecken? 

Nein, ich hab keine Angst mich anzustecken, weil ich mich schon im November angesteckt habe. Das war nicht so besonders angenehm, ich hatte ein paar Tage richtig hohes Fieber. Es war aber nicht so schlimm, wie bei manchen Patienten bei uns im Krankenhaus. Mein Körper hat damals schon Antikörper gebildet, die man sonst erst durch die Impfung bekommt. Insgesamt glaube ich aber: man sollte schon Angst davor haben, sich anzustecken, weil die Krankheit schwer berechenbar ist und eben auch mal sehr schwer verlaufen kann. Von daher sollten sich alle unbedingt weiterhin an die Abstands- und Hygieneregeln halten. Man weiß nie, wie sich das Virus beim Einzelnen verhält. 

Wann können wir Schülerinnen und Schüler uns voraussichtlich impfen lassen? 

Für die Schülerinnen und Schüler wird das wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern. Momentan ist der Impfstoff nach meiner Kenntnis ohnehin erst ab 16 Jahren zugelassen. Die Option besteht dann also nur für die Oberstufe. Das hängt damit zusammen, dass der Impfstoff zunächst nur an Menschen über 16 Jahren getestet wurde. Ob sich das nochmal ändert, da bin ich nicht so ganz sicher. Wir haben ja auch festgestellt, dass junge Menschen sich auch mit Corona anstecken können, aber in der Regel dann keine schwere Krankheit entwickeln. Ihr seid also gar nicht das Hauptproblem bei der Corona-Erkrankung. Vielleicht gelingt es aber auch vorher, durch die Impfung die Pandemie soweit zum Erliegen zu bringen, dass es gar nicht mehr nötig ist, dass man Schülerinnen und Schüler impft. 

Was hätten wir zu beachten, wenn wir geimpft werden können? 

Gar nicht so viel, da gibt es wenige Dinge zu bedenken. Menschen, die schwere allergische Reaktionen entwickeln können, sollten sich von einem Arzt beraten lassen. Bei der Impfung bekommt man nur einen kleinen Teil des Virus geimpft, der dann ausreicht, um die Abwehrreaktion des Körpers auszulösen und damit die Immunität so herzustellen, als ob man sich mit dem Virus angesteckt hätte. Das Geniale an diesem mRNA Impfstoff ist, dass dabei überhaupt keine Gefahr besteht, die Krankheit selber zu bekommen. Man bekommt nur diesen ganz kleinen Teil des Bauplans des Virus. Der heißt „Spike-Antigen“. Wenn man so will: nur eine Seite aus dem Virus-Kochbuch. Das reicht nicht aus, um das ganze „Virus-Menü“ zu kochen. Es reicht aber aus, dass sich Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper, bilden, die den Körper dann auch verteidigen können, wenn später mal das echte Corona Virus um die Ecke kommt. Dann wird es sofort abgetötet.  

Haben Sie nach dem Impfen bereits Nebenwirkungen beobachten können? 

Bei den Impfungen in unserer Klinik haben einige Kollegen gemerkt, dass sie danach etwas schlapp waren. Am nächsten Tag haben sie sich ein bisschen krank gefühlt. Manche hatten noch leichte Schmerzen im „Impf-Arm“, aber das war alles zum einen nichts Schlimmes und zum anderen nichts, was länger als ein oder zwei Tage angehalten hat. Insgesamt ähnelte das manchen anderen Impfungen, die man bekommt. Wir wissen auch aus den großen Zulassungsstudien, dass er sehr gut verträglich ist. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass er größere Schäden bei uns auslöst, da wird leider im Internet viel Quatsch erzählt. Letztlich ist es wohl der am besten getestete Impfstoff aller Zeiten, auch wenn er so wahnsinnig schnell entwickelt wurde. Das wurde durch das viele Geld möglich, das in die Entwicklung geflossen ist, weil die ganze Welt ihn haben will. 

Wer kommt für die Kosten des Impfens auf? 

Die Impfung bezahlt komplett der Staat, d.h. der einzelne Bürger muss für den Impfstoff nichts bezahlen. Auch wir als Krankenhaus bekommen den Impfstoff vom Ministerium geliefert und müssen dafür nichts bezahlen. Unter dem Strich muss man es so sehen, dass das für den Staat dann immer noch ein gutes Geschäft ist. Zum einen will er natürlich seine Bürger schützen, zum anderen ist der Lockdown, in dem wir momentan leben, sehr viel teurer. Alle Geschäfte, Restaurants und Kneipen sind geschlossen, nichts kann betrieben werden. Die Menschen brauchen staatliche Hilfen und das kostet natürlich sehr viel Geld. So gesehen ist der Impfstoff fast  umsonst. 

Das Gespräch führte Gastreporterin Eva Schiffer (8b). Die pronominale Anredeform wurde redaktionell angepasst. 

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