Wie Indianer Jones ihn Lehrer werden ließ: Herr Zolna im Interview

Stellen Sie sich doch gerne kurz vor!

Mein Name ist Timo Zolna, ich bin 30 Jahre alt, unterrichte die Fächer Sport und Geschichte. Ich hab drei Kinder, zwei Stiefkinder und ein eigenes und wohne in Köln.

Was hat Sie dazu bewogen, Lehrer zu werden?

Indiana Jones. Das ist meine Standardantwort.

Können Sie das näher erläutern?

Der ist ja auch Lehrer, strenggenommen. Der ist an einer Uni und unterrichtet Archäologie. Ich habe tatsächlich auch mal ein Semester Archäologie studiert, aber das war nicht meins. […] Geschichte und Sport als Kombi, dachte ich, kommt der Figur relativ nah.

Bereuen Sie es, Lehrer geworden zu sein?

Ne, überhaupt nicht. Nur morgens beim Aufstehen. Also, dass man um acht Uhr anfängt, ist meines Erachtens Unsinn. Furchtbar!
Aber dann hat man ja nachmittags früher frei…
Ich würde tatsächlich, wenn ich es mir aussuchen könnte, frühestens um neun anfangen. Ich bin sowieso immer bis 17.30 Uhr hier wegen der Oberstufenkurse und das find ich nicht so schlimm. Spät ist nicht so schlimm, früh ist schlimm.

Was mögen Sie denn an Ihrem Beruf?

Ich glaube vor allem eigentlich die Schüler. Es gibt auch Schulen, da ist das nicht so einfach, hier ist es sehr angenehm und es steht und fällt dann mit den Schülern. Das Kollegium hier ist super. Also ich finde, Schule ist generell ein ganz guter Ort, auch zum Erwachsenwerden. Beispielsweise, dass man so einen Schulhof gestaltet, dass ihr hier wahnsinnig viel Zeit verbringt. Dass man eben nicht nur guckt als Schüler, wann die nächsten Ferien sind, sondern dass man morgens aufwacht und denkt, ich gehe in die Schule und sehe da meine Freunde und habe eine gute Zeit.
Das war zumindest in der Oberstufe bei mir auch so. Da habe ich irgendwann begriffen, das sind Leute, mit denen hast du 9 Jahre deines Lebens verbracht und es gibt eine Institution, die sorgt quasi dafür, dass du die alle sehen kannst, bietet Raum, wo du dich mit denen treffen und auseinandersetzen kannst. Das wird später unheimlich schwierig, also, dass du nochmal von so einem Abiturjahrgang alleine nur 10 oder 15 von den etwa 100 an einem Abend zusammenkriegst, ist wahnsinnig schwierig. Insofern, ja Schule ist ein guter Ort. Kommt ein bisschen drauf an, was man daraus macht.

Was waren Ihre Lieblingsfächer in der Schule?

Sport auf jeden Fall. Philosophie fand ich super, gab ́s aber leider nur ein Jahr. Literatur fand ich super. Das war wie hier auch so ein Theater-Kurs. Und Englisch.

Und was war mit Geschichte?

Da hatte ich nicht so einen guten Lehrer. Das Fach mochte ich schon, im Studium vor allem, aber in der Schule war das alles ein bisschen angestaubt.

Um mal zum spannendsten Teil zu kommen – die Heute-Show. Was hat es damit auf sich? Was haben Sie da gemacht?

Alles Mögliche. Ich habe angefangen in der Produktion 2012. Da habe ich dann ein Praktikum gemacht und damals war das noch ein relativ kleiner Laden – nicht so wie heute. Ich glaube, heute arbeiten da um die 100 Leute. Ich ging dann von Gewerk zu Gewerk. Es gibt da verschiedene Bereiche: die Produktionsabteilung, die Redaktion, die Autoren, die Requisite, die Maske – da hatte ich jetzt nicht so viel mit zu tun. Es sind dann aber auch so Sachen, die kommen dann nur einmal in der Woche zur Sendungsaufzeichnung.
Dann habe ich irgendwann gewechselt zu „online“. Das war 2015, da haben wir die Heute-Show online aufgebaut und ich habe da dann in der Formatentwicklung gearbeitet. Wenn man für ́s ZDF aufzeichnet, sind da die Strukturen relativ klar ́, da ist die Meinungen der meisten, „Internet ist nur so eine Phase“. Wir hingegen haben gesagt, wir würden im Prinzip gerne nach dem Vorbild der damaligen Bömermann-Show auf ZDF neo gehen, die ja damals auch relativ viel verknüpft hat zwischen TV-Sendung und Internetauftritt. Und haben dann überlegt, was sind vernünftige Formate, die wir online zeigen können. Eben nicht nur, dass man jetzt sagt, man produziert Videocontent für das Internet statt für das Fernsehen. Wenn man sich zum Beispiel auch mal einem Meme nähert. Das ist jetzt für den durchschnittlichen Zuschauer nach wie vor nicht unbedingt das Mittel der Wahl, aber 2015 noch viel weniger. Ich hab dann später aber auch für andere Formate szenische Drehs gemacht, d. h. da bist du dann unterwegs und drehst irgendwelche Filme oder Sketch Comedy, ja solche Sachen.

Und sind Sie dann auf die Heute-Show gekommen, weil Sie sich in der Schule auch für Literatur interessiert haben?

Ne, ich hab in der 11. Klasse ein Auslandsjahr gemacht und da einen Kumpel kennengelernt, der sich dann 2012 das erste Mal wieder gemeldet hat und meinte, er sei jetzt wieder in Köln und ob wir was essen gehen wollten. Und dann hab ich gesagt: „Ja klar, können wir machen!“ Und dann hat er erzählt, er müsse jetzt noch auf seine Freundin warten, weil die sei – es war Freitag und freitags war immer der Aufzeichentag der Heute-Show – die sei jetzt noch arbeiten und komme erst spät nach Hause. Und er wusste, dass ich viel Theater gespielt habe in der Schulzeit. Und er hat mich dann zwei Tage später angerufen und gesagt, seine Freundin sei jetzt durch mit diesem Praktikum und ob ich nicht Lust hätte, diesen Praktikumsplatz zu übernehmen. Ich konnte mir damals aber tatsächlich nur wenig darunter vorstellen, also hab halt gedacht, dass sei eine ZDF-eigene Produktion. Ich kannte die Heute-Show nicht so richtig. Also die sind 2009 das erste Mal gelaufen und dann 2010 regelmäßiger und Anfang 2012 waren sie jetzt noch nicht wahnsinnig bekannt wie sie vielleicht heute sind, zumindest bei Leuten, die nicht ZDF schauen – so wie ich damals.
Dann bin ich dahin gegangen und dann wir haben uns irgendwie zwei Minuten unterhalten und dann kam die Frage: „Willst du es machen oder willst du es nicht machen?“ Ich hatte zu dem Zeitpunkt aber studiert und hab gesagt, ich müsse da zumindest nochmal ein bisschen darüber nachdenken. Und dann meinte die Frau: „Dann rufst Du mich einfach in einer Stunde an und sagst mir, wenn du das machen willst, dann machst du es und wenn nicht, dann nicht.“ Ja und dann war das so und dann bin ich tatsächlich auch da hängengeblieben. Es haben damals dort relativ wenige Leute gearbeitet und mindestens zwei meiner engsten Freunde kenne ich aus der Zeit. Also das sind ehemalige Arbeitskollegen, die auch heute noch da arbeiten, war eine sehr eingeschworene Truppe damals.


Vielen Dank für das Interview!


Anna Heider und Antonia Luigs (Q1)

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