13. September 2022- Teheran, Iran- Mahsa Amini, 22 Jahre alt, ist mit ihrem Bruder in der Stadt unterwegs, um Verwandte zu besuchen. Ihr Hijab ist verrutscht, man sieht ihre Haare. Damit verstößt sie gegen die Kopftuchpflicht, die im Iran seit 1979 besteht.
Offiziere der „Sittenpolizei“ nehmen sie fest. Als ihr Bruder protestiert, beruhigen sie ihn, sie werde in einer Stunde wieder freigelassen.
Drei Tage später ist sie tot.
Die Behörden behaupteten, sie sei nach einem Herzinfarkt ins Koma gefallen. Eine CT-Aufnahme ihres Kopfes deutet jedoch auf massivste Gewalteinwirkung hin und Zeugen berichten, Schreie aus der Polizeiwache gehört zu haben. „Sie haben da drin jemanden umgebracht“, berichten Frauen, die das Gebäude verlassen.
Der Vorfall löst eine Protestwelle aus, wie die Welt sie lang nicht gesehen hat. Seit dem 19. September finden im ganzen Land Proteste statt. Frauen gehen auf die Straße, reißen sich die Kopftücher vom Kopf und schneiden ihre Haare ab. Es kommt zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstrierenden.
Das Internet im ganzen Land ist stark eingeschränkt, um die Kommunikation zwischen den Demonstrierenden zu erschweren. Sie haben keinen Zugang mehr zu WhatsApp, Instagram und Co.
Mahsas Tod enthüllt kein neues Problem, viel mehr macht sie auf ein jahrelanges aufmerksam. Die Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen ist ein allgegenwärtiges Thema, das hier erneut aufkommt. Die Frauen im Iran riskieren gerade ihr Leben für die Freiheit. Die Zahl der Toten steigt täglich. Das Internet ist voll mit iranischen Frauen, die verzweifelt versuchen einen letzten Hilferuf abzusenden, bevor das Internet abgestellt wird.
Es ist ein Akt der Verzweiflung. Ein Akt der Solidarität. Ein Akt der Wut über die jahrzehntelange Unterdrückung. Ein Akt für die Menschheit. Ein Zeichen für eine junge Frau, die viel zu früh starb, eine von vielen, die der Unterdrückung der iranischen Regierung zum Opfer fiel.
Unsere Gedanken und unsere höchste Anerkennung sind bei den Demonstrierenden, die im Iran für ihre Freiheit kämpfen!
Mahsa Amini aber starb am 16. September 2022 auf der Intensivstation im Kasra-Krankenhaus in Teheran, vier Tage vor ihrem 23. Geburtstag.
Antonia Luigs (Q2)