LILIS Kleid – Warum Fitz` neuer Film nicht gut, aber genau richtig ist!

Mit seinem neuen Film „Oskars Kleid“ spaltet Florian David Fitz die Meinungen der Kinowelt. Von „gesellschaftlichem Meisterwerk“ über „rührender Familienfilm“ bis hin zu „transphober Müll“ sind alle Stimmen dabei. 

Ben (gespielt von Florian David Fitz) ist ein wandelndes Klischee: geschieden, Alkoholiker, Polizist, homophob und gefangen in seiner eigenen toxischen Männlichkeit. Seine beiden Kinder leben bei seiner Ex-Frau. Durch einen Zwischenfall bekommt er jedoch eine zweite Chance und die Kinder ziehen für einige Wochen bei ihm ein.

Ben traut seinen Augen nicht, als sein Sohn auf einmal im Blümchenkleid vor ihm steht und verkündet, er bzw. sie hieße jetzt nicht mehr „Oskar“, sondern „Lili“.

Was er versucht als Provokation oder Phase abzustempeln, ist seinem Kind absolut ernst. 

Eine Menge Zündstoff für die eh schon angespannte Familiensituation. Ben reagiert genauso, wie es zu seiner Rolle eben passt. Er rastet aus, macht sich, seiner Ex-Frau und auch seinem Kind Vorwürfe und versucht anschließend, Lili (gespielt von Laurí, großartige Performance nebenbei!) wieder zurück ins männliche Stereotyp zu drängen, was die Situation – Überraschung – nicht verändert. 

Lili dagegen weiß für ihre neun Jahre schon ganz genau, was sie will, ist in der Schule bereits geoutet und lässt sich zu Beginn nicht verunsichern. 

Doch frei von Zweifeln ist das Kind nicht. Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Lieben mich meine Eltern so, wie ich bin? Mit diesen Fragen wird Lili bereits in einem jungen Alter konfrontiert. 

Viel bekommt der Zuschauer davon jedoch nicht mit. Der Fokus liegt größtenteils auf Ben, seinen Gedanken und wie er versucht die Augen zu verschließen. 

Erst gegen Ende des Films beginnt es in Bens Kopf zu arbeiten, die Situation droht zu eskalierten und eine großartig inszenierte, emotionale Vater-Kind-Szene lässt im Kinosaal fast kein Auge trocken. 

Der Film fängt bei null an. Er ist konzipiert für ZuschauerInnen, die absolut keine Ahnung von dem Thema haben, aber einfach Lust auf den neuen Fitz-Film. Und für diese Zielgruppe ist der Film perfekt. Er führt den Zuschauer auf eine zaghafte, humorvolle, aber klischeebehaftete Weise in das Thema ein. Bei unverblümteren Darstellungen würde der durchschnittliche Kinobesucher wahrscheinlich auf Durchzug stellen. 

Der Film weist Lücken auf, ist teilweise zu klischeehaft und macht einige grobe Fehler. So wird Lili beispielsweise über den ganzen Film fast durchweg misgendert und beim falschen Namen angesprochen, was zu Beginn zwar mit dem Umgewöhnungsprozess des Umfelds zu entschuldigen ist, gegen Ende und vor allem im Titel jedoch problematisch wird. Trotzdem inszeniert Fitz mit guten Dialogen und großartigen SchauspielerInnen ein tolles Kinoerlebnis. 

Kurz gesagt: Der Film ist nicht perfekt und nicht für betroffene Personen gemacht worden, sondern für den konservativen, deutschen Durchschnittsbürger. 

Dieser wird jedoch aufgeklärt und für das Thema sensibilisiert. Mit Hinblick auf die Leute, die sich den Film im Kino angesehen haben, hat Fitz definitiv einen entscheidenden und großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Der Weg ist noch lang, aber zu bewältigen!

 

 Antonia Luigs (Q2)

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