Folge 3: Essstörungen

  

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Essen ist mit Gefühlen verbunden. Menschen essen nicht ausschließlich, um ihren Hunger zu stillen, Essen kann auch eine Belohnung sein oder Stress und Spannung abbauen. Manchmal vergeht einem auch der Appetit, wenn etwas Trauriges passiert oder man aufgeregt ist. Das allein macht noch keine Essstörung aus. Wenn das Thema aber denn Alltag dominiert, das Essverhalten extrem kontrolliert oder „unkontrollierbar“ wird oder körperliche und psychische Folgeerscheinungen auftreten könnte das auch eine Essstörung hindeuten. 

Essstörung – was ist das? 

Essstörungen sind (vor allem bei Jugendlichen aber auch Kindern) keine Seltenheit. Viele Menschen haben während des Erwachsenwerdens aber auch im späteren Leben mit einer Essstörung zu kämpfen. Alle Altersklassen können von einer Essstörung betroffen sein. Dachte man früher, dass davon hauptsächlich Mädchen und Frauen betroffen sind, weiß man heute, dass Essstörungen alle Menschen betreffen können. Auch treten sie auch häufig zusammen mit anderen psychischen Störungen, wie beispielsweise Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen auf. Es wird zwischen drei Formen unterschieden, dazu gehören die Anorexie, Bulimie und Binge-Eating-Störung. Während bei der Binge-Eating-Störung, und bei der Bulimie in der Regel extrem viel Nahrung zu sich genommen wird, essen von Anorexie betroffene Patient*innen nur sehr wenig, oder fasten. Bei der Bulimie und der Anorexie finden sich auch sogenannte gegensteuernde Maßnahmen, die dem Gewichtsverlust dienen. Dies kann durch Erbrechen oder exzessiven Sport oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten sein. Alle dieser Formen können aber auch in Mischungen und verschiedenen Abstufungen auftreten. Eine Essstörung kann mit einer Sucht verglichen werden; es wird viel Aufmerksamkeit auf das Essverhalten gelegt und meistens kann sie ohne professionelle Unterstützung nicht komplett abgelegt werden. 

Der Einfluss sozialer Medien 

Menschen mit einer Essstörung bewerten ihren Körper oft stark, wollen „perfekt“ sein und leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl. Die Bewertung von anderen und Körperideale der Gesellschaft spielen dabei eine große Rolle. Besonders auf sozialen Medien sieht man Influencer*innen die vermeintliche Idealkörper haben und auch Tipps geben, wie man diese am besten erreichen kann. Konstanter Druck, einen bestimmten Körper zu „bekommen“, kann zur Entwicklung einer Essstörung beitragen. Es gibt mittlerweile aber auch viele „body positivity“ Accounts in denen realistischere Figuren gezeigt werden und über die Folgen von Schönheitsidealen gesprochen wird. 

Den eigenen Körper kennen- und lieben lernen 

Im Übergang von der Kindheit zur Jugend verändert sich der Körper oft schlagartig. Allein das ist eine große Umstellung, die erst einmal eingeordnet werden muss. Doch nicht nur man selbst betrachtet sich plötzlich anders, auch die Reaktion der Umwelt verändert sich. 

Vielleicht wird man plötzlich „erwachsener“ behandelt als man sich fühlt, Menschen kommentieren Gewicht, Größe oder andere Merkmale. Das kann zu großer Verunsicherung führen. 

Zu lernen was der eigene Körper an Essen, Schlaf und Aktivität braucht und inwiefern er den Körpern der Mitmenschen ähnlich oder unähnlich ist, ist ein langer aber sehr wichtiger und wertvoller Prozess. Generell sollte der Wert einer Person nicht an Schönheit ihres oder seines Körpers bemessen werden. 

Funktion einer Essstörung 

So widersprüchlich es auch klingen mag, Essstörungen sind für die betroffene Person oftmals für etwas „gut“. Damit ist nicht gemeint, dass Betroffene sich mit ihrer Essstörung wohlfühlen oder sie keine Unterstützung brauchen, beziehungsweise, dass keine Behandlung nötig wäre. Vielmehr hat eine Essstörung häufig den Zweck eine andere Belastung nach außen zu tragen oder einen Bereich des Lebens zu haben, über den Kontrolle ausgeübt werden kann, wenn vieles andere im Leben unkontrollierbar wirkt. Ein eigenes Essverhalten zu entwickeln kann auch als Abgrenzung vom Elternhaus genutzt werden. 

Nicht jede Phase, in der mehr oder weniger auf das Essverhalten geachtet wird, muss sofort eine Essstörung bedeuten. Meist ist der Übergang schleichend und Betroffene einer Essstörung nehmen ihre Situation als „nicht so gefährlich“ und ihr Gewicht als „nicht so wenig“ wahr, wie das ihre Umwelt tut. Als nahestehende Personen ist es wichtig, auf eine betroffene Person Acht zu geben und Sorgen und Hilfsangebote respektvoll zu äußern. Aussagen wie „iss doch einfach mal mehr“ sind dabei, wenn auch möglicherweise nett gemeint, nicht hilfreich. 

Oftmals können Betroffene einer Essstörung sich nicht komplett aus eigener Kraft befreien. Da Essstörungen im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden könne, ist es deswegen essenziell frühzeitig Hilfe zu suchen und sich Freundinnen und Freunden oder Familie mitzuteilen. Mithilfe von psychologischer Unterstützung kann man auch versuchen, die zugrundeliegenden Belastungen aufzudecken und zu bearbeiten. Wenn eine ambulante Beratung nicht ausreicht, gibt es auch Kliniken, die ganz speziell bei Essstörungen helfen können. 

Diese Artikel sollen einen kurzen Einblick in verschiedene psychische Belastungen liefern. Solltet ihr euch bei Themen wiederfinden sprecht gerne entweder Frau Engler, das Beratungsteam oder eine Vertrauensperson an. Oft kann schon viel zum Besseren verändert werden, wenn man frühzeitig über seine Probleme spricht und sich Hilfe organisiert.  

https://www.anad.de/beratung/betroffene/

https://krisenchat.de/

https://maedchenberatung-bgl.de/

Autorin: Rosalie Engler (Schulspsychologin des DBG)

Design: Myrtho Politis (Q2)

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