Für drei Monate ins Ausland, weg von zu Hause, das klingt erstmal sehr lang, aber tatsächlich vergeht die Zeit schneller als man denkt. In der fünften Klasse habe ich mich für den bilingualen Zweig unserer Schule entschieden und da ich die Sprache noch besser lernen wollte, habe ich mir überlegt, dass ich gerne einen Austausch machen würde. Denn, wo lernt man eine Sprache besser als im direkten Kontakt mit Muttersprachlern? Ich habe in einer französischen Gastfamilie gelebt, mit meiner Austauschpartnerin, die im selben Alter ist und seit Kurzem für drei Monate mit mir aufs DBG geht. Natürlich habe ich mir vorher Sorgen gemacht und konnte mir gar nicht vorstellen, meine Familie und Freunde so lange nicht zu sehen, aber letztendlich finde ich, dass drei Monate eine perfekte Länge ist. Man hat wirklich Zeit, in die Umgebung, die Familie und die Schule, vor allem aber in die Sprache reinzukommen, aber die Zeit ist auch überschaubar und schneller wieder um, als man gedacht hätte. In drei Monaten kann man wirklich einen wesentlichen Teil der fremden Kultur erleben und richtige Fortschritte in der Sprache machen. Am Anfang war ich sehr überfordert mit dem Französischen, aber das ist total normal und geht allen so. Ich war aber auch überrascht, wie schnell ich mich dann verbessert habe. Zuerst vor allem beim Verstehen und etwas später auch merklich beim Sprechen. Einige wollen auch etwas später, (zum Beispiel in der 11. Klasse) ein halbes Jahr bis zehn Monate in ein anderes Land. Dafür sind die drei Monate sehr geeignet, um auszuprobieren, ob eine längere Zeit nicht zu Hause zu sein überhaupt etwas für einen ist. Ich kann es jedenfalls wirklich nur jedem ans Herz legen, für Französisch speziell diesen oder für andere Sprachen auch generell einfach mal einen Austausch zu machen. Vor allem, wenn du dich sprachlich deutlich verbessern und jede Menge neue Erfahrung machen willst. Auch wirst du unabhängiger werden und lernen, fremde Situationen alleine zu bewältigen. Und jetzt ein bisschen etwas über den Alltag in Frankreich: Die Schule ist viel länger als in Deutschland (an manchen Tagen hatten wir bis 17:40 Uhr Unterricht), weshalb ich am Anfang oft sehr müde war. Und auch das viele Französisch-Sprechen und -Hören war sehr anstrengend. An beides habe ich mich aber schnell gewöhnt. Das französische Schulsystem ist sehr anders als das deutsche und ich muss sagen, ich bin froh in Deutschland zu leben. Der Unterricht besteht viel daraus, dass die LehrerInnen an der Tafel stehen und Monologe halten und die SchülerInnen zuhören. Besonders den Deutschunterricht fand ich aber sehr interessant. Auch das tägliche Essen in der Kantine war etwas Neues für mich, denn weil die Schule so lange geht, isst man jeden Tag dort. Das Essen war aber überraschend gut und es war lustig mit den Freunden zusammen zu essen. Zur gleichen Zeit wie ich waren noch ein paar andere deutsche Austauschpartner an der Schule und es war toll, sich mit jemandem in der gleichen Situation austauschen zu können. Das gute Gefühl, dass ich schon bei der Wahl meiner Partnerin hatte, hat sich auf jeden Fall bestätigt. Wir verstehen uns sehr gut und ich könnte nicht glücklicher sein. Wir sind in der kurzen Zeit schon so etwas wie Freundinnen geworden und planen auch schon, uns in der Zukunft gegenseitig zu besuchen und auf jeden Fall wiederzusehen. Ich bin sehr glücklich, nun eine Art zweite Familie in unserem Nachbarland zu haben. Ich finde es sehr gut, dass diese Möglichkeit des kulturellen und sprachlichen Austauschs so gefördert wird und es so einfach war, alles zu organisieren. Aber wie habe ich den Austausch eigentlich organisiert? Das Programm nennt sich „Brigitte Sauzay“ und wenn man das im Internet eingibt, wird direkt die Seite des deutschfranzösischen Jugendwerks angezeigt. Dort konnte man einen kleinen Text über sich reinschreiben und andere Leute anschreiben. Das habe ich dann gemacht und mit mehreren Leuten geschrieben, bis ich mir bei meiner Austauschpartnerin sehr sicher war, dass alles passt und wir uns entschieden haben, den Austausch zusammen zu machen. Es ist ganz wichtig, bei der Wahl des Austauschpartners wählerisch zu sein und am besten erstmal eine Weile zu schreiben und sich kennenzulernen, bevor man sich festlegt. Man muss immerhin sechs Monate zusammen mit dieser Person verbringen. Als wir uns dann gefunden hatten, haben wir alle Daten geklärt und ganz viel geschrieben und Bilder geschickt. Ich hatte wirklich großes Glück mit meiner Gastfamilie und habe ganz viele tolle Erfahrungen gemacht. Ich denke, die Zeit dort hat mich wirklich positiv verändert. Wenn du auch darüber nachdenkst, einen Frankreich-Austausch zu machen und mehr darüber wissen möchtest, schreib mich einfach über Teams an und ich beantworte gerne alle Fragen.
Viktoria Geiß, 9c