Köln – Zehntausende Menschen ziehen mit Regenbogenflaggen am Rheinufer entlang. Es ist laut, Menschen beobachten uns aus ihren Fenstern, Passanten gehen spontan in der Menge mit, die ganze Stadt strahlt in Regenbogenfarben.Es ist Christopher-Street-Day in Köln! Zum ersten Mal seit der Pandemie findet das Straßenfest am 29. August statt. Zum ersten Mal ein bisschen Leben nach monatelangem Lockdown.In der Parade herrscht Maskenpflicht, an die sich auch größtenteils gehalten wird.Köln ist bunt an diesem Tag. Liebe liegt in der Luft. Wo auch immer man hinschaut -Liebe! Wir kennen fast niemanden, trotzdem herrscht eine Gemeinschaft unter den Menschen.
Wir schließen uns der Parade an und ziehen singend durch den Regen, von der Südstadt aus, am Rheinufer vorbei, über die mit Pride-Flaggen geschmückte Deutzer Brücke bis zur Lanxess Arena. Dort ist eine riesige Bühne aufgebaut, auf der Reden gehalten werden und verschiedene MusikerInnen auftreten.Der ernste Hintergrund dieser bunten und fröhlichen Parade wird deutlich. Bewegende Redebeiträge regen zum Nachdenken an, verschiedene Menschenrechtsorganisationen erzählen uns von der Lage der LGBTQIA+-Community in anderen Ländern.Es ist traurig zu hören, wie intolerant die Menschen in anderen Ländern, aber auch hier in Deutschland immer noch sind. Es wird niemals in meinen Kopf reingehen, wie man etwas gegen Liebe und Menschlichkeit haben kann!
Trotz der vielen lauten Menschen haben wir keine Angst. Die Leute sind freundlich und herzlich. Es gibt keine Auseinandersetzungen, keinen Hass. Niemand kommt uns doof, man wird von, teilweise fremden Menschen, einfach in den Arm genommen, ein Typ mit Crop-Top und Eyeliner bietet uns was zu essen an, ein Mädchen mit einer Pansexuellen-Flagge schenkt mir ein paar Sticker.An diesem Tag und an diesem Ort kümmert sich niemand um Stereotypen oder Gender-Klischees. Und es ist wunderschön! Man fühlt sich nicht mehr allein! Wir dürfen genau so sein, wie wir wollen und niemand verurteilt uns.Als ich abends in Bergisch Gladbach aus der S-Bahn steige, hängen fast nirgendwo mehr Regenbogen. Fast ein wenig traurig.
Die Parade sendet eine klare Botschaft an die Welt: Wir sind genau so richtig, wie wir sind!Wir müssen aufhören, aus unserer Sexualität ein riesiges Label zu machen. Es ist vollkommen egal, welches Geschlecht wir haben, woher wir kommen oder wen wir lieben.Völlig egal, wie viele Debatten wir noch führen werden, eigentlich ist nur eins wichtig:
Liebe ist niemals falsch!